„Es menschelt in der Radwerkstatt“ – Ilona & Andreas

Da menschelt es in der Radwerkstatt – Ilona & Andreas

 Ilona und ihr Mann Andreas aus Deutschland kamen gestern ganz verzweifelt mit ihrem Tandem und einem angehängten B-Turtle (Mikrowohnwagen für Fahrräder) an. Vom Pech etwas verfolgt erzählten sie uns von ihrer 9-wöchigen Radtour durch Europa. Heute wäre Tag 13.

Mit an Gepäck alles was im Anhänger und den Taschen Platz hat. Gegessen wir zu 99% kalt, geduscht in der freien Natur. Neun Wochen lang. „Warum tut man sich sowas an?“ fragten wir. Ilona und Andreas begannen zu erzählen: Andreas hatte vor noch nicht allzu langer Zeit einen plötzlichen Unfall und hat sich dabei das Genick (!!!) gebrochen. Viele Menschen überleben das gar nicht und wenn, dann überhaupt mit einer Lähmung. Und Andreas?

Er hat überlebt und war weder gelähmt noch körperlich eingeschränkt ✨ Von nun an wird „gelebt“ hat sich das Paar versprochen und ist zu den verrücktesten Radtouren quer durch die Welt angetreten. Diesmal verschlug es sie nach Österreich – ins Murtal, wo ihnen am Weg hierher die Bremse kaputt ging. Nach langem hin- und her machten sie Halt in der Radwerkstatt. Verzweifelt, aufgelöst und hilflos. Es schien anfangs als könnten wir bei ihrem technischen Gebrechen nicht weiterhelfen. „Andreas, wir müssen heimfahren“ sagte Ilona mit tränenden Augen und umarmte Andreas, der mittlerweile stumm neben ihr stand. Puh, was machen wir jetzt mit ihnen? Wir können sie unmöglich mit ihrem Problem hier stehen lassen.

Also haben wir alle Hebeln in Bewegung und eine richtige „Rettungskette“ in Gang gesetzt. Einige Telefonate geführt, schlussendlich doch alternatives Ersatzteil aufgetrieben, andere Reparaturen verschoben, Alexander hat den Parkplatz zu einer Open-Air-Werkstatt umfunktioniert. Entlüftet, probiert, geflucht. Alles war dabei. Zwei Busse für die Heimfahrt nach Obdach hat er extra sausen lassen, der letzte Bus ging um 18.47 Uhr. 5 Minuten vor Abfahrt wurde er fertig. Alexander – im 1. Lehrjahr wohlgemerkt- hat es gerockt! Bremse umgebaut und sie funktionierte!! 

Alexander schnappte sich seinen Rucksack und sprintete zur Bushaltestelle. Geschafft! Dieses Abenteuer haben auch ganz liebe Kunden nämlich Karin und Günter aus Großlobming mitbekommen. Sie haben Ilona und Andreas auch direkt einen Schlafplatz in ihrem Garten angeboten. Am richtigen Ort, die richtigen Menschen getroffen.

Heute morgen haben sie uns nochmal besucht um uns ihre Dankbarkeit mit einem herzlichen Busserl und eine innige Umarmung zu zeigen. Ich sags euch, Gänsehaut pur. Es menschelt überall, die Welt ist nicht so schlecht wie ihr nachgeredet wird und das Glück liegt sprichwörtlich auf der Straße. In ihrem Fall fährt es auf der Straße mit. Andreas hat das Glück schon mal umarmt und trägt es jetzt immer ein bisserl mit sich. 

Liebe Ilona, lieber Andreas, das Glück soll euch nie mehr verlassen und nach euren 9 Wochen sollt ihr gesund und wohlauf zu Hause wieder ankommen!